Demokratiebildung & politische Bildung

Demokratie, verstanden als eine „dynamische und ständige Gestaltungsaufgabe“ (KMK 2018: 3), muss von jeder Generation neu gelernt und gelehrt werden. Denn insbesondere durch Transformationsprozesse oder auch bei Krisenphänomenen wird der Status Quo demokratischer Gesellschaften immer wieder von neuem herausgefordert (vgl. BMFSFJ 2020: 7). So erweitern sich u.a. die Möglichkeitsspielräume von politischen Themen und Praktiken durch die voranschreitende Digitalisierung, bei gleichzeitig steigender Herausforderung die „neuen Medien“ adäquat in der und für die Demokratie nutzbar zu machen. Die vielfältigen Praxisfelder politischer Bildung leisten u. a. im Rahmen schulischer Angebote, der Kinder- und Jugendhilfe, Freiwilligendiensten und der Erwachsenenbildung einen wichtigen Beitrag dazu, Bürger*innen bei der Auseinandersetzung mit dieser Gestaltungsaufgabe zu unterstützen. 

 

Der 16. Kinder- und Jugendbericht des Bundes unterstreicht mit der Themensetzung Förderung demokratischer Bildung im Kindes- und Jugendalter die Bedeutung der Erziehung zur Demokratie und betont die Relevanz dieser Perspektive nicht nur in formalen, sondern auch in non-formalen und informellen Bildungssettings (vgl. BMFSFJ 2020). 

Zentrale Ziele von Demokratiebildung sind das Erlernen einer offenen Diskussionskultur, die Stärkung von Toleranz gegenüber anderen Meinungen, Lebensformen und -realitäten, die Befähigung zum Aushalten und Aushandeln von Kompromissen sowie zur Akzeptanz mehrheitlicher Entscheidungen bei Wahrung von Minderheitenrechten und rechtsstaatlichen Prinzipien. Sie befähigt so zum Einnehmen einer demokratischen Haltung durch das Einüben eigener begründeter Überzeugungen und fördert die Bereitschaft und Fähigkeit, sich aktiv an gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen und dabei demokratische Rechte und Pflichten zu verteidigen (vgl. BMFSFJ 2020: 8). Dabei geht es nicht nur bzw. nicht vorrangig um die einseitige Vermittlung von Wissen und Werten durch Expert*innen: Politische Lernprozesse sind vielmehr zu verstehen als Aneignungsprozesse politischer Selbstbildung an den Schnittstellen von Interaktions-, Austausch- und Aushandlungsprozessen (vgl. BMFSFJ 2020: 42). Demokratie wird vor diesem Hintergrund sowohl Ziel als auch Gegenstand und Praxis innerhalb von Bildungsprozessen (vgl. KMK 2018).

Demokratiebildung/politische Bildung und Datenbasiertes Kommunales Bildungsmanagement

Für die Sicherstellung vielfältiger Angebote der Demokratiebildung, verstanden als ein Querschnittsthema, welches sich durch die unterschiedlichen Bildungssettings innerhalb von Bildungslandschaften zieht, leisten Kommunen einen wesentlichen Beitrag. Denn entlang der Bildungskette nehmen Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene Lerngelegenheiten in ihren Lebensbezügen immer erst einmal vor Ort wahr. Neben einer evidenzbasierten Datengrundlage ist – insbesondere aufgrund der Komplexität des Handlungsfeldes – ein abgestimmtes und ressortübergreifendes Management, durch das Netzwerke koordiniert und relevante Bildungsakteur*innen identifiziert werden, Ziel eines Datenbasierten Kommunalen Bildungsmanagements (DKBM). Kommunen können dadurch Leerstellen im Angebotsbereich von Demokratiebildung benennen, Zielgruppen ausmachen und zu einer qualitativen Erweiterung der Angebotsstruktur für alle Bürger*innen beitragen.

Dort, wo bereits etablierte DKBM-Strukturen bestehen, können Kommunen sich auf den Weg machen, diese zu verstetigen und weitere Weichen dafür stellen, dass auch die Kommunalverwaltung als Ort von demokratischer Mitbestimmung und Partizipation erlebbar wird.



Das können wir für Sie tun

  • Wir fördern den themenbezogenen Austausch und die Vernetzung mit „Bildungskommunen“ / mit Kommunen in NRW und im Bund, z. B. im Rahmen von Workshops und Lernclustern.
     
  • Wir vernetzen Kommunen mit den relevanten kommunalen und zivilgesellschaftlichen Akteuren und themenspezifischen Programmen in NRW und im Bund.
     
  • Wir bieten eine kommunale Begleitung beim Aufbau eines datenbasierten kommunalen Bildungsmanagements an.

 

Das Thema "Demokratiebildung & politische Bildung" auf unseren Seiten

TRANSFERjournal "Solidarität"
www.transferagentur-nordrhein-westfalen.de/transferjournal

TRANSFERjournal "Machen“: „Weiterentwicklung geht eben nur in einem Dialog“ Ein Besuch in der MitMachStadt Schwerte
www.transferagentur-nordrhein-westfalen.de/transferjournal

TRANSFERjournal "Wissen“: Über die Teilhabe von Menschen im Strukturwandel. „Wir wollen für alle da sein“
www.transferagentur-nordrhein-westfalen.de/Transferjournal/

Interview mit Dr. Sybille De La Rosa von der Stiftung Mitarbeit
„Politische Bildung als Handlungsfeld kommunalen Bildungsmanagements – Kommune als Ort der Demokratieerfahrung und -bildung

Dokumentation der 7. Herbstakademie
www.transferagentur-nordrhein-westfalen.de


Akteure und Programme


Kommunale Aktivitäten in NRW

NRWeltoffen im Kreis Minden-Lübbecke

Der Jugendrat der Kreisstadt Mettmann

Stadt Mönchengladbach: Zielgruppenansprache über Social-Media

Quellen

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2020): 16. Kinder- und Jugendbericht. Förderung demokratischer Bildung im Kindes- und Jugendalter. Verfügbar über: https://www.bmfsfj.de/resource/blob/162232/27ac76c3f5ca10b0e914700ee54060b2/16-kinder-und-jugendbericht-bundestagsdrucksache-data.pdf [01.10.2021]

Kultusministerkonferenz (KMK) (2018): Demokratie als Ziel, Gegenstand und Praxis historisch-politischer Bildung und Erziehung in der Schule (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 06.03.2009 i. d. F. vom 11.10.2018). Verfügbar über: https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/PresseUndAktuelles/2018/Beschluss_Demokratieerziehung.pdf [01.10.2021]