Zivilgesellschaftliche Organisationen als wichtige Akteure in der kommunalen Bildungslandschaft


"Der Mehrwert der Kooperation in und mit der Zivilgesellschaft zeigt sich darin, wenn wir unser aller Tun zusammenbringen, dass mehr Wirkung erzielt werden kann in dem, was wir erreichen wollen.“
 

Sabine Süß 2021, Netzwerk Stiftungen und Bildung 

Mit Blick auf die Rolle der Kommunalverwaltungen im Zuge der letzten Krisen bzw. disruptiven Ereignisse (Zuwanderung 2015/2016 insbesondere in Folge des Syrienkrieges, vor allem regionale Klimakrisen, Coronapandemie seit 2020, sowie aktuell der Krieg in der Ukraine) zeigt sich etwa bei der Organisation und Koordination von Bildung und Bildungsangeboten, dass diese mitunter nur in Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Organisationen umgesetzt werden konnten. So war die Kommunalverwaltung einerseits zur Bewältigung und andererseits zur Wahrung ihrer Funktionen und Rollen bei den hier aufgeführten Ereignissen auf das vielfältige und oftmals unbürokratische Engagement der Bürger*innen angewiesen. 

Bürgerschaftliches Engagement beschreibt die freiwillige und selbstorganisierte Verantwortungsübernahme von Bürger*innen. Dieses organisiert sich z.B. in Bewegungen, Initiativen, Vereinen, Stiftungen, gemeinnützigen Gesellschaften oder Genossenschaften für das gesellschaftliche Gemeinwohl, das nicht primär auf Gewinnerzielung ausgerichtet ist. Etwa 800.000 dieser zivilgesellschaftlichen Organisationen gibt es in Deutschland derzeit (vgl. Süß 2021). Sie unterscheiden sich zwar erheblich in Größe, Funktionen, Rechtsformen, Themen und Zielen, aber leisten alle einen wesentlichen Beitrag zur Demokratisierung, sozialen Integration und dem gesellschaftlichen Zusammenhalt (vgl. Hummel/Strachwitz 2021).

Ein sehr großer Teil der zivilgesellschaftlichen Organisationen hat einen Bezug zu Bildungsthemen (vgl. Priemer/Mohr 2017), sodass aus Sicht der Transferagentur NRW die Kommunalverwaltung die Zusammenarbeit in den kommenden Jahren stärker in den Fokus rücken sollte. Dabei geht es nicht nur um das „um Hilfe rufen“ in Notsituationen, sondern um die Etablierung nachhaltiger Strukturen der gemeinsamen Partnerschaft. 

Zivilgesellschaftliche Organisationen im Kontext des Datenbasierten Kommunalen Bildungsmanagements


Viele Initiativen, Vereine und Stiftungen schaffen unterschiedliche Lernorte und ermöglichen erst über ihr breites Bildungsangebot ein vielfältiges Lernen entlang der gesamten Bildungskette. Sie unterstützen formale, non-formale und informelle Bildungsprozesse (vgl. Priemer/Mohr 2017), was die Relevanz einer gemeinsamen Bildungspartnerschaft besonders hervorhebt. Die Organisation und Umsetzung von Bildung im Sinne eines ganzheitlichen und lebenslangen Bildungsverständnisses gelingt vor allem im Miteinander und in gemeinsamen Netzwerken. Im Rahmen des DKBM gilt es die Akteure vor Ort zusammenzubringen und Bildungsaktivitäten miteinander sinnhaft zu verknüpfen. Dabei kann sich einerseits die Chance ergeben, dass Lücken in der Angebotsversorgung deutlicher werden und unterschiedliche zivilgesellschaftliche Perspektiven in die Planung, Umsetzung sowie die kritische Reflexion und Begleitung des kommunalen Bildungsmanagements einbezogen werden. Das BMBF-Programm  „Lernen vor Ort“ (2009-2014) hatte zum Ziel gerade die Zusammenarbeit zwischen Kommunalverwaltungen und Stiftungen im Rahmen des DKBM bundesweit zu stärken. Jede Kommune arbeitete zur Umsetzung des Programms mit einem lokalen Paten zusammen. 2015 ging der Stiftungsverbund in das Netzwerk Stiftungen und Bildung mit einer Koordinierungsstelle in Berlin über (siehe Akteure & Programme).  

Es ist auch davon auszugehen, dass jede Kommunalverwaltung in Deutschland in bestimmten Formen bereits mit zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammenarbeitet (vgl. Süß 2021). Gerade daher bedarf es ein noch aktiveres Einbeziehen und Sichtbarmachen in der kommunalen Bildungslandschaft. Denn obwohl sich zivilgesellschaftliche Organisationen immer stärker im Bildungsbereich engagieren, geben nur 38% an mit Kommunen oder Kommunalverwaltungen zu kooperieren. Dies trifft insbesondere auf von ehrenamtlichem Engagement getragene gemeinnützige Organisationen zu (vgl. Stifterverband 2017). Zivilgesellschaftliche Organisationen müssen stärker und wertschätzend in die Netzwerkarbeit als Bildungsakteure einbezogen und anerkannt werden. Dazu ist es auch wichtig, Kooperationsstrukturen und -formate für hauptamtlich und ehrenamtlich Aktive zu schaffen. 

Beispiele für eine erfolgreiche Zusammenarbeit von zivilgesellschaftlichen und kommunalen Akteuren im Bereich Bildungsmanagement sind z. B. die Projekte „Haus der kleinen Forscher“, „Ein Quadratkilometer Bildung“ oder der „Lübecker Bildungsfond“. Beispiele für eine erfolgreiche Zusammenarbeit auf lokaler Ebene z. B. im Bereich Nachhaltigkeit sind die Regionalen Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien oder der Wettbewerb “Kommune bewegt Welt”. Die „Mitmachstadt Schwerte“ fördert die Bürger*innenbeteiligung und der Kreis Lippe kooperiert im Rahmen der Bildungsgenossenschaft Bildung Lippe eG

    Das können wir für Sie tun

  • Wir fördern bei Bedarf den themenbezogenen Austausch und die Vernetzung mit Kommunen in NRW und im Bund, z.B. im Rahmen von Lernclustern und Entwicklungswerkstätten.
     
  • Wir vernetzen Kommunen mit relevanten zivilgesellschaftlichen Akteuren.
     
  • Bei Fragen sprechen Sie uns gerne an.


Das Thema "DKBM und zivilgesellschaftliche Organisationen" auf unseren und den Seiten der Transferinitiative


Newsletter 1/2022: Interview mit Sabine Süß
 

Thementag der Transferagentur NRW mit dem Netzwerk Stiftungen und Bildung am 19. Mai 2016: https://www.youtube.com/watch?v=0D97N2OSNrk
 

Rückblick Qualifizierung: „Die Kommune macht es möglich? – Informelle Lernwelten im kommunalen Bildungsmanagement (DKBM)“ am 15.04.2021
 

Der Kompass Bildungslandschaften NRW und seine Anknüpfungspunkte für das kommunale Bildungsmanagement: https://www.transferagentur-nordrhein-westfalen.de/informationen/videos/
 

TRANSFERjournal Ausgabe 1|22 „MitMachStadt Schwerte“, S.12
 

Kreis Lippe: Mit Beteiligung der Zivilgesellschaft und der Stärkung von Kooperation kommunales Engagement vor Ort schaffen: Das Modell der Bildungsgenossenschaft
 

Bildung ist Gemeinschaftsaufgabe - Stiftungen und ihr Beitrag zu einem kommunalen Bildungsmanagement: Lernen vor Ort: Erfahrungsberichte und Erfolgsgeschichten
 

Praxisbeispiele der Transferagentur Großstädte: Kommunen und Stiftungen in der kommunalen Bildungslandschaft
 

Bundesverband Deutscher Stiftungen und Netzwerk Stiftungen und Bildung im Bundesverband Deutscher Stiftungen: Wissensatlas Bildung der Stiftungen

Akteure und Programme

  • Das Netzwerk Stiftungen und Bildung und seine Koordinierungsstelle entwickelt seit 2015 Angebote, die den Wissenstransfer zu systemischen, struktur- und detailorientierten Frage- und Aufgabenstellungen zwischen Kommunen und zivilgesellschaftlichen Akteuren ermöglichen soll: https://www.netzwerk-stiftungen-bildung.de

Quellen 

Hummel, Siri / Strachwitz, Rupert Graf (2021): Zivilgesellschaft und gesellschaftlicher Zusammenhalt. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 2021 https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/im-dienst-der-gesellschaft-2021/329324/zivilgesellschaft-und-gesellschaftlicher-zusammenhalt/#footnote-target-31 [Zugriff: 10.11.2022]

Priemer, Jana/ Mohr, Veronika (2017): Vereine, Stiftungen und co: Die neuen Bildungspartner? (ZiviZ-Survey) https://www.ziviz.de/sites/ziv/files/vereine_stiftungen_und_co.pdf [Zugriff: 10.11.2022]

Süß, Sabine (2021): DKBM im Dialog mit Zivilgesellschaft. Vortrag im Rahmen einer Qualifizierung der Transferagentur Rheinland-Pfalz-Saarland. https://www.youtube.com/watch?v=6zyrG-LlDq8  [Zugriff: 10.11.2022]

Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V. (2018): Orte des Lebenslangen Lernens. Vereine, Stiftungen und Co. (Policy Paper Ausgabe 01) [Zugriff: 10.11.2022]